22.11.06

Das schoene Averyon

Wie es der Zufall so will bin ich in einer wirklich schoenen Ecke Frankreichs gelandet. Das Departement Averyon wurde nach dem gleichnamigen Fluss benannt, der auch durch Villefranche fliesst. Die Gegend ist gepraegt von den Auslaeufern des Zentralmassives und von tiefen, steilen Flusstaelern, die durch den Kalksteinuntergrund enstehen konnten. Deshalb gibt es hier auch einige Grotten, aber davon im Laufe des Jahres mehr. Neben der Landschaft ist Aveyron auch bekannt fuer seine Spezialitaeten kulinarischer Natur (wie eigentlich gany Frankreich). Von hier kommt unter anderem der beruehmte Roquefort Blauschimmelkaese, den man wohl auch in Deutschland kaufen kann, er wird sogar in einer Grotte hergestellt. In Aveyron fand man auch "Victor von Aveyron" - eine Art franzoesischer Kasper Hauser. Die Gegend ist vorallem laendlich, die naechste Grossstadt nach deutschen Verhaeltnissen liegt gute 130km suedlich von Villefranche aus gesehen - Toulouse. In meiner neuen Umgebung gibt es dafuer viele sehr alte, gut erhaltene Doerfer, wie zum Beispiel Conques - gerademal 300 Einwohner, aber eines der schoensten Frankreichs.

Conques liegt im Norden von Aveyron an einer Bergflanke, seine Haeuser sind allesamt aus Kalkstein, eine Serpentinenstrasse fuhrt hinauf zu einem Ort der einer der wichtigsten Orte auf der Pilgerstrasse nach Santiago de Compostella ist. Die Stadt des heiligen Fides wird dominiert von einer massiven gotischen Klosterkirche, neben ihr ist das Museums des Klosters, wo die Statue des Fides ruht, laut Museum die aelteste Statue des Occidents.

21.11.06

Ab jetzt wird alles anders

hoffentlich, denn sonst hätte sich der ganze Trubel nicht gelohnt. Ich werde meine Arbeit wechseln,
meine erste hat mir absolut keinen Spaß gemacht, es war eine praktische Reinigungshilfe, kaum mehr, ich kam mir überflüssig vor. Jetzt ziehe ich aus Montbéliard (80km östlich von Basel) nach “Villefranche de Rouergue” (130km nördlich von Toulouse). Dort werde ich nicht mehr Hausmeisterassistent in einem Altenheim, sondern helfe den Betreuern von einem Internat – ein Ort wo besonders abends viel mit Jugendlichen gemacht wird. Das Heim ist in einem Schloss (man staune), ich freue mich schon wirklich darauf, denn auch ich werde dort wohnen. Sobald ich da bin sende ich vielleicht mal ein paar Fotos. Zur Zeit feiere ich allerdings in Nizza meinen Resturlaub ab. Verbunden mit „Allerheiligen“ am Mittwoch gibt das eine schöne Woche Urlaub. Es gibt nur ein Problem – die neue Arbeit liegt gute 800km weit von der alten – in Südwestlicher Richtung. Der Umzug kann deshalb nur in einem Rutsch erfolgen. Ein Auto war nicht aufzutreiben, also ab in den TGV. Das Fahrrad muss für teuer Geld nachgeschickt werden – für mein Fahrrad spende ich gern. Arno

Nizza

Ein Leckerbissen für alle Reisefreunde, insbesondere für die, die alles wollen. Nizza ist einer der Orte, an dem man alles hat. Ja, neben Luft zum Atmen und Essen gibt es hier die rauen Alpen, eine Art vorgelagertes Hochplateau, eine sehr ländliche Gegend und unten in der Bucht die quirlige Stadt, der Strand, die Touris und das blaue Mittelmeer. Nizza, frz. "Nice", ist mit ca. 350.000 nicht zu groß, das Umland zählt allerdings knapp 1 Million. Die Stadt liegt an der Cote d'Azur, nur einen Steinwurf vom berühmten Cannes und Monacos entfernt. Überall sieht man Yachthäfen, Fischrestaurants und Fähren, die nach Korsika und nach Afrika wie geschäftige Bienen ausschwirren.

Zu allem Überfluss wohnen hier auch noch Benni und Susanne. Die beiden machen auch so ein soziales Jahr, wie ich in Frankreich. Da beides so toll zusammenpasst, hab ich mir gedacht: Besuchst du sie einfach mal. Benni und Susanne wohnen in einem Altenheim. Nein, sie sind noch nicht jenseits der 90, noch nicht mal der 20, um ehrlich zu sein. Sie wohnen in einem Teil des Heims, den man wohl auch betreutes Wohnen nennt, also Appartments für Oldtimer mit Notrufknopf, für DEN Fall. Jetzt wohnen sich aber nicht nur im Heim, sondern Benni vergnügt sich der ganzen Tag mit seinen Ladies und Gentleman, deren Langeweile er als Animateur möglichst sinnvoll vertreibt. Susanne macht dagegen was anderes, sie fährt jeden Tag mit einem klapprigen Fahrrad den Berg hinauf und auch wieder hinab. Es sei ein gutes Training sagt sie, und auch der Blick beim fahren sei gigantisch. Ich kann das übrigens vollkommen bestätigen, denn ich bin ein Arbeitstour-de-Susanne Nachfahrer. Susanne sitzt aber nicht nur den ganzen Tag auf dem Berg und schaut hinab, sondern arbeitet mit behinderten Menschen, sie ist auch eine Animateurin. (Wie eigentlich fast alle Deutschen, die ich in Frankreich kenne).

Nizza besteht allerdings aus mehr, als einem Altenheim, einem Berg und einem Heim für Behinderte. Da wären noch der Bahnhof und ein paar Krankenhäuser zu erwähnen. Ich hab es mit meinem Geschick wiedermal geschafft, mir ein Oropax-Stück so aus meinem Ohr zu holen, dass die Mehrheit des Wachses gestreikt hat, sprich einfach im Gehörgang blieb. Am Bahnhof kam ich mit dem Nachtzug an, in die Krankenhäuser ging ich mit Benni, um das Wachs wieder aus dem linken Lauscher zu bekommen. Plural deshalb, weil das erste Haus an einem Sonntag nicht wirklich über Spezialisten verfügt hat, mehr über Probanden, die die streikende Masse noch weiter hineinschoben.

So, neben all diesen Gebäuden (Du hast sie noch alle im Kopf?) hab ich dann auch noch das historische Museum, das Chagall-Museum, ein paar Kaufhäuser und ein paar Bars von innen gesehen. Meistens bin ich allerdings mit Bennis übergeigneten Nizza-Fahrrad (sprich: Schrottschüssel) durch die mediterranen Straßenschluchten gedüst, habe mit Susanne (oder auch mal Sabrina [interner witz]) am Strand gebadet, oder mit den Nicois allemandes gefrühstückt. Das wird deshalb erwähnt, weil die beiden so überlang frühstücken - so von 11.00Uhr bis 14.00Uhr. Nebenbei betreiben beide eine Hotelagentur, aber da ihre Zimmerchen wirklich klein sind, und Nizza ein beliebtes Nah- und Fernreiseziel ist, sind sie eigentlich ständig ausgebucht, oder überbucht, wie Benni sagen würde.

Mir bleibt von der lebendigen Stadt am Mittelmeer nur ein grauer Stein vom kieseligen Strand und die Hoffnung bald wiederzukommen.

PS: Bilder suche ich noch...